Wärmebehandlung bei HTO – Das Anlassen

Das Wärmebehandlungsverfahren Anlassen schließt sich unmittelbar dem Härten an. Erst durch die Kombination aus Härten und Anlassen (= Vergüten) können wir das Vergütungsgefüge mit den optimierten mechanischen Eigenschaften für den jeweiligen Einsatzfall erzeugen. Das Anlassen gehört wie das Härten zu den thermischen Verfahren, die das gesamte Bauteil,
d. h. von der Randzone bis in die Kernbereiche, in ihren mechanischen Eigenschaften beeinflussen. Im gehärteten Zustand weist das Bauteil je nach Stahlzusammensetzung eine sehr hohe Härte auf, ist aber gleichzeitig sehr spröde und kann daher nicht eingesetzt werden. Dabei gilt die Faustformel, dass mit steigender Härte die Zähigkeit sinkt.


Das Anlassen verfolgt den Zweck, die Härte eines gehärteten Bauteils so weit zu verringern, dass die geforderten Zähigkeitswerte erreicht werden. Der gleichzeitig auftretende Härteverlust wird in Kauf genommen. Welcher Kompromiss zwischen Härte und Zähigkeit eingestellt werden muss, entscheidet der Konstrukteur; denn nur er kennt den Verwendungszweck und die Belastung des Bauteils. Legt man ein Kriterium fest, z. B. die Anlasshärte, ist die Zähigkeit auch festgelegt. Es ist nicht möglich, beide Eigenschaften unabhängig voneinander einzustellen.

Bei manchen Stählen, z. B. Warmarbeitsstählen und Schnellarbeitsstählen, sind mehrfache Anlassbehandlungen (bis zu 4-mal) notwendig, um optimale mechanische Eigenschaften zu erhalten. Die Dauer der Anlassbehandlung richtet sich nach dem Bauteilquerschnitten und der Chargengröße; die minimale Haltezeit nach vollständiger Durchwärmung der Werkstücke ist 1 Stunde. Das Anlassen kann in Schutzgasanlagen, Vakuumanlagen oder in Anlagen mit Luft durchgeführt werden. Die Wahl der Atmosphäre beeinflusst die Oberfläche der Bauteile.

Für das Anlassen geeignete Werkstoffe
Es werden alle Werkstoffe angelassen, die härtbar sind. Die Anlasstemperatur ist abhängig von der Stahlzusammensetzung und der gewünschten Endhärte. Die Stahlhersteller geben zu den verschiedenen Stählen sogenannte Anlassschaubilder heraus. Hier kann man den Härteverlauf in Abhängigkeit von der Anlasstemperatur ablesen.

Die Vorzüge dieser Wärmebehandlung

Da die Anlassbehandlung die Zähigkeit eines gehärteten Bauteils verbessert, wird sie bei HTO i.d.R. nach jeder Härtung durchgeführt. Auch bei gehärteten und anschließend erodierten Bauteilen ist ein nochmaliges Anlassen zu empfehlen. Angaben, die wir zum Anlassen benötigen Zur Auswahl der richtigen Anlasstemperatur benötigen wir entweder die direkte Angabe der Temperatur (eher unüblich) oder die Sollhärte. Es ist darauf zu achten, dass die Anlasstemperaturen selbst bei gleicher Stahlqualität nicht immer gleich hoch sind. Auch Bauteilabmessung und aktuelle Chargenzusammensetzung können sich ändern, sodass wir diese Parameter jeweils individuell berücksichtigen.

Zur Durchführung des Anlassens sind daher folgende Angaben erforderlich:
• Werkstoff
• Sollhärte
• Prüfstelle

Sie haben Fragen zum Anlassen oder zu einem der anderen Verfahren?
Sprechen Sie uns an, wir beraten Sie gerne!

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Auch bei gehärteten und anschließend erodierten Bauteilen ist ein nochmaliges Anlassen zu empfehlen.